„Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Mt 5,9
Liebe Gemeinde !
Zurück von drei Wochen Urlaub in Bella Italia melden wir uns wieder auf unseren Posten. Ohne besondere Vorfälle war er, der Urlaub.
Einige besondere Vorfälle, einige Verluste gab es hier, in der Heimat. Gleich zwei Sterbefälle in Trautmannsdorf.
Aber stop: Irgendwie ist die Sprache vielleicht etwa zu militärisch und zu wenig seelsorgerlich.
Vielleicht ist die Sprache geprägt durch zahlreiche Risikospiele in bella Italia – eigentlich ein Kriegsspiel – und gleich in der ersten Nacht hatten wir ein Match bis früh um 1/2 4 Uhr, bis der Nachtwächter um Ruhe bat und uns in die Wohnwägen schickte.
Ganz bewusst habe ich aber die militärische, kriegerische Sprache gewählt, denn in diesen drei Wochen war sehr viel Unfrieden in der Welt.
General oder Ministerpräsident Putin erregt die westliche Welt und den UN- Sicherheitsrat mit einem sog. Hilfstrupp in die Ostukraine.
Die Ballermänner von Gaza und der Hamas auf der einen Seite und die ausgeklügelten Strategen des israelitischen Militärs auf der anderen Seite lassen vom Frieden im Heiligen Land zur Zeit nur Utopisten träumen.
Welch ein Glück haben wir da in Deutschland.
Seit 1945 – das sind satte 69 Jahre- leben wir in unserem Land im äußeren Frieden.
Vor 100 Jahren war dies ganz anders:
Am 1. August 1914 erklärt Deutschland Russland den Krieg.
Am 2. August Aufbruch der deutschen Truppen und erfolgreicher Einmarsch in Luxemburg.
Am 3. August erfolgt die deutsche Kriegerklärung an Frankreich.
Aus dem, was am ersten Augustwochenende 1914 beginnt, wird der grausamste Krieg, den die Menschheit bis dahin geführt hat.
Vor 75 Jahren wurden die erlebten Grausamkeiten noch verschärft.
Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Zu diesem Zeitpunkt führte Japan bereits einen Grenzkrieg gegen die Sowjetunion (1938/39),
Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 war der zweite global geführte Krieg sämtlicher Großmächte des 20. Jahrhunderts und stellt den „bislang größten militärischen Konflikt“ in der Geschichte der Menschheit dar. Im Kriegsverlauf bildeten sich zwei militärische Allianzen, die als Achsenmächte und Alliierte bezeichnet werden. Direkt oder indirekt waren über 60 Staaten am Krieg beteiligt, über 110 Millionen Menschen standen unter Waffen. Die Zahl der Kriegstoten liegt zwischen 60 und 70 Millionen.
Mit dem Kriegseintritt des Königreichs Italien an der Seite des Deutschen Reiches im Juni 1940 wurde auch Nordafrika zum Kriegsschauplatz.
Am 2. September 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Japans.
Der Zweite Weltkrieg veränderte grundlegend die politischen und sozialen Strukturen der Welt. Die Organisation der UN wurde gegründet, deren ständige Mitglieder im Sicherheitsrat die Hauptsiegermächte des Zweiten Weltkriegs, USA, Sowjetunion, China, Großbritannien und Frankreich, wurden. Die USA und die Sowjetunion wurden zu Supermächten.
Gott sei Dank hat es nach diesem ersten und zweiten Weltkrieg, die beide von Deutschland ausgingen, keinen so großen, globalen und vernichtenden Krieg mehr gegeben.
Streng biblisch, christlich gesehen ist es eine unserer zentralen Aufgaben, uns aktiv für den Frieden einzusetzen, Frieden im Großen und im Kleinen zu stiften.
„Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Mt. 5,9 so heißt die 7. der Seligpreisungen in der Bergpredigt.
Zum Frieden stiften gibt es viele Ideen.
Ich denke, dass das Miteinander hier ganz wichtig ist.
Auf den anderen zu hören, ihn wahrzunehmen und Zeit, Liebe Kraft miteinander zu teilen gehören zu den Geheimrezepten des Frieden Stiftens.
Aber was soll ich versuchen, Rezepte zu äußern, wenn es eine – wie ich finde – wunderbare und lehrreiche Geschichte zum Frieden stiften gibt.
Der Bäcker von Paris
An der Jakobstraße in Paris liegt ein Bäckerladen; da kaufen viele hundert Menschen ihr Brot. Der Besitzer ist ein guter Bäcker. Aber nicht nur deshalb kaufen die Leute des Viertels dort gern ihr Brot. Noch mehr zieht sie der alte Bäcker an: der Vater des jungen Bäckers. Meistens ist nämlich der alte Bäcker im Laden und verkauft.
Dieser alte Bäcker ist ein spaßiger Kerl. Manche sagen: Er hat einen Tick. Aber nur manche; die meisten sagen: Er ist weise, er ist menschenfreundlich. Einige sagen sogar: Er ist ein Prophet. Aber als ihm das erzählt wurde, knurrte er vor sich hin: „Dummerei ...“
Der alte Bäcker weiß, dass man Brot nicht nur zum Sattessen brauchen kann, und gerade das gefällt den Leuten. Manche erfahren das erst beim Bäcker an der Jakobstraße, zum Beispiel der Omnibusfahrer Gerard, der einmal zufällig in den Brotladen an der Jakobstraße kam. „Sie sehen sehr bedrückt aus“, sagte der alte Bäcker zum Omnibusfahrer.
„Ich habe Angst um meine kleine Tochter“, antwortete der Busfahrer Gerard.
„Sie ist gestern aus dem Fenster gefallen, vom zweiten Stock.“
„Wie alt?“ fragte der alte Bäcker.
„Vier Jahre“, antwortete Gerard.
Da nahm der alte Bäcker ein Stück vom Brot, das auf dem Ladentisch lag, brach zwei Bissen ab und gab das eine Stück dem Busfahrer Gerard.
„Essen Sie mit mir“, sagte der alte Bäcker zu Gerard, „ich will an Sie und Ihre kleine Tochter denken.“
Der Busfahrer Gerard hatte so etwas noch nie erlebt, aber er verstand sofort, was der alte Bäcker meinte, als er ihm das Brot in die Hand gab. Und sie aßen beide ihr Brotstück und schwiegen und dachten an das Kind im Krankenhaus. Zuerst war der Busfahrer Gerard mit dem alten Bäcker allein. Dann kam eine Frau herein. Sie hatte auf dem nahen Markt zwei Tüten Milch geholt und wollte nun eben noch Brot kaufen. Bevor sie ihren Wunsch sagen konnte, gab ihr der alte Bäcker ein kleines Stück Weißbrot in die Hand und sagte: „Kommen Sie, essen Sie mit uns: Die Tochter dieses Herrn liegt schwer verletzt im Krankenhaus – sie ist aus dem Fenster gestürzt. Vier Jahre ist das Kind. Der Vater soll wissen, dass wir ihn nicht allein lassen.“ Und die Frau nahm das Stück Brot und aß mit den beiden. – So war das oft in dem Brotladen, in dem der alte Bäcker die Kunden bediente. Aber es passierte auch anderes, über das sich die Leute noch mehr wunderten.
Da gab es zu Beispiel eine Geschichte mit Gaston:
An einem frühen Morgen wurde die Ladentür aufgerissen, und ein großer Kerl stürzte herein. Er lief vor jemandem fort; das sah man sofort. Und da kam ihm der offene Bäckerladen gerade recht. Er stürzte also herein, schlug die Tür hastig hinter sich zu und schob den Riegel von innen vor.
„Was tun Sie denn da?“ fragte der alte Bäcker. „Die Kunden wollen zu mir herein, um Brot zu kaufen. Machen Sie die Tür sofort wieder auf.“
Der junge Mann war ganz außer Atem. Und da erschien vor dem Laden auch schon ein Mann wie ein Schwergewichtsboxer, in der Hand eine Eisenstange. Als er im Laden den jungen Kerl sah, wollte er auch hinein. Aber die Tür war verriegelt.
„Er will mich erschlagen“, keuchte der junge Mann.
„Wer? Der?“ fragte der Bäcker.
„Mein Vater“, schrie der junge Mann, und er zitterte am ganzen Leibe. „Er will mich erschlagen. Er ist jähzornig. Er ist auf neunzig!“
„Das lass mich nur machen“, antwortete der alte Bäcker, ging zur Tür, schob den Riegel zurück und rief dem schweren Mann zu: „Guten Morgen, Gaston! Am frühen Morgen regst du dich schon so auf? Das ist ungesund. So kannst du nicht lange leben. Komm herein, Gaston. Aber benimm dich. Lass den Jungen in Ruh! In meinem Laden wird kein Mensch umgebracht!“
Der Mann mit der Eisenstange trat ein. Seinen Sohn schaute er gar nicht an. Und er war viel zu erregt, um dem Bäcker antworten zu können. Er wischte sich mit der Hand über die feuchte Stirn und schloss die Augen. Da hörte er den Bäcker sagen: „Komm, Gaston, iss ein Stück Brot; das beruhigt. Und iss es zusammen mit deinem Sohn, das versöhnt. Ich will auch ein Stück Brot essen, um euch bei der Versöhnung zu helfen.“ Dabei gab er jedem ein Stück Weißbrot. Und Gaston nahm das Brot, auch sein Sohn nahm das Brot. Und als sie davon aßen, sahen sie einander an, und der alte Bäcker lächelte beiden zu. Als sie das Brot gegessen hatten, sagte Gaston:
„Komm, Junge, wir müssen an die Arbeit.“
(Geschichte wird Heinrich A. Mertens zugeschrieben)
Brot teilen – bei jedem Abendmahl. Sich gegenseitig die Hand geben als Zeichen des Friedens, den Frieden Gottes im Haus Gottes spüren und in die Welt tragen, das ist es, was uns zu Friedenstiftern werden lassen kann.
Und so freue ich mich schon heute, wenn wir übernächsten Sonntag Abendmahl miteinander feiern, Brot teilen und im Haus Gottes spüren, die Welt braucht den Frieden Gottes und Männer und Frauen, die den Frieden Gottes in die Welt tragen.
„ Kommt, Brüder und Schwestern, wir müssen an die Arbeit.“
In Gottes Namen - Amen |